Bobersen
Auch Bobersen kann auf eine reiche Vergangenheit zurückblicken. Von den ganz frühen Tagen künden Bodenfunden, so u.a. Urnen sorbischen Ursprungs. 1288 erfolgt die erste Erwähnung der Ortschaft als „Pobrese“, 1308 wird ein „allodium“ genannt, das einem gewissen Raspo gehörte. 1551 findet ein Vorwerk Eingang in die Geschichtsbücher. Zu dieser Zeit besteht die Einwohnerschaft aus „7 besessene(r) Mann, darunter 1 Gärtner, der hat nichts; 5 Häusler, 22 Inwohner“. Inhaber des Obergerichts ist Helfart von Köckeritz. Der Ort ist nach Gröba eingepfarrt. Der dortige Pfarrer erhält als Einkommen „ein Umgangsbrot und die gewöhnlichen 4 Opferpfennige von jeder Person, die 12 Jahre alt geworden ist.“
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Der Ort selbst entwickelte sich. Um 1840 waren es 398 Boberser, die sich von Tagelöhnerarbeit, Schiffahrt und Ackerbau ernährten, es gab 1 Schmied, 1 Fleischhauer, 1 Schuhmacher, Leinweber, Schneider, Zimmerleute, Schiffbauer und Maurer. Die Einwohner betrieben auch etwas Weinbau. Früher gab es eine Windmühle und eine Schiffsmühle, als erster Betreiber der Schiffsmühle tritt 1564 das Rittergut auf. Sie brannte im Jahr 1809 ab und wurde seitdem nicht wieder aufgebaut.
In „Sachsens Kirchen-Galerie“, Inspection Oschatz von 1840 ist über ein weiteres interessantes Detail aus dem Leben dieser Zeit zu lesen: „Bei kirchlichen Verrichtungen (in der Pfarrkirche Gröba) werden die Boberser für einen jährlichen Gehalt von den an der Elbe wohnenden 4 Fährleuten übergefahren, deren jeder einen großen Kahn dazu hält. Für den Fall, dass während der Sperrung der Elbe ein Begräbnis vorfällt, haben sie am Ende des Dorfes einen eigenen Gottesacker, der der Kirche zuständig ist, und erst 1745 benutzt worden zu sein scheint.“ Auf diesem Freidhof beerdigten auch die Bürger aus Lessa ihre Toten, erstmalig am 18. Februar 1763, nachdem sie sich dieses Recht gegen Bobersen gerichtlich erstritten hatten.
Auf dem kleinen Friedhof finden sich heute interessante Grabdenkmale, so die Ruhestätte der Familie Mogk mit einer Tafel für Heinrich Clemens Theodor Mogk 1832 - 1875, Rittergutsbesitzer zu Bobersen und das Erbbegräbnis der Familie Kurze aus Lessa mit dem Grab von Gutsbesitzer Carl Emil Oskar Kurze 1844 - 1908.
Lessa, zwischen Bobersen und dem Eisenbahnviadukt gelegen, wurde 1289 als Herrensitz erstmalig erwähnt. Ursprünglich standen die Häuser des kleinen Örtchns direkt an den Ufern der Elbe zwischen der Eisenbahnbrücke und den Fährhäusern, wo sie Überschwemmungen und Eisfahrten direkt ausgesetzt waren. 1799 und 1800 riß der Gutsbesitzer Johann Georg Kurze die Gebäude seines Gutes nieder und ließ sie an der heutigen Stelle neu errichten. Nachdem die Gebäude seines damaligen Nachbars Johann Friedrich Zimmermann 1820 durch das Eis weggerissen wurden, folgte ihm dieser an die neue Stelle. 1834 gab es in Lessa 25 Einwohner, 1925 waren es 42, am 1.10.1936 erfolgte der Zusammenschluss mit Bobersen.
1827 erbaute Bobersen gemeinsam mit Lessa für 300 Thlr. ein Schulhaus. Vorher fand der Unterricht in gemieteten Räumen durch einen Wandelschullehrer statt, der für mehrere Orte zuständig war. Am 7. Oktober 1827 erfolgte die Weihe durch Pastor Johann Gotthelf Heinicke, 1840 erhielten in 2 Klassen 100 Schüler ihren Unterricht.